Tönt eigenartig, ich weiss. Doch ich benutze diesen Ausdruck, wenn ich versuche einen Ischias- Vorfall jemandem zu verdeutlichen, der diese Schmerzen nicht kennt. Es sind nicht einfach Rückenschmerzen, genauso wie Migräne nicht einfach Kopfmerzen sind.
Und nun ist meine Grillzange erneut mein bester Freund. Für heute jedenfalls. Ich hoffe, dass ich morgen wieder mit meinen angewachsenen Greifwerkzeugen hantieren kann..
Doch der Reihe nach.
Ich habe heute morgen ungewöhnlich lange geschlafen, da ich etwas wenig Schlaf gekriegt habe letzte Woche.. Normalerweise erhebe ich mich auch am Sonntag nicht später als 8.30 oder allerspätestens 9.00… Auch wenn ich am Abend vorher spät in die Heja kam. Einerseits, weil sonst der Tag so schnell vorbei ist, wenn man erst bald um 11.00 aufsteht. Andererseits kann mich Zuviel Schlaf endgültig aus meinem eh schon dürftigen Rhythmus werfen.
Ein zusätzlicher Nachteil von länger im Bett rumlümmeln ist mein Rücken. Zu lange liegen tut ihm und somit auch dem Rest von mir, nicht gut. Nachdem ich heute von meinen zwei Mini-Terroristen auf vier Pfoten um 7.00 aus dem Bett kommandiert wurde (die wollen ihr Futter auch am Sonntag pünktlich..), habe ich dummerweise beschlossen, mich nochmals in die Horizontale zu begeben.
Böööser Fehler. Bin erneut richtig tief eingeschlafen und erst um 10.30 wieder erwacht. Mist, hab ich mir noch so gedacht, ich will noch so viel erledigen.
Also raus aus den Federn! Beim aufstehen denke ich noch so: na klar, Verspannungen und Beschwerden sind normal, weil ich zu lange liegen geblieben bin. Die habe ich eigentlich täglich, allerdings verschwinden die Schmerzen, sobald ich einige Minuten umhergelaufen bin.
Bis zu dem Moment, als ich beschliesse, mir meine etwas bleichen Frühstücksbrötchen im Ofen aufzubacken, geht auch alles seinen gewohnten Gang. Doch mit einer völlig simplen Bewegung nimmt das Unheil seinen Lauf.
Ich muss, bevor ich den Ofen vorheizen kann, die Backbleche und Kuchenformen, die darin lagern, rausnehmen. Seit ich meinen Rücken im Krafttraining stärke, gehe ich auch nicht mehr so bewusst in die Knie, wenn ich mich bücke. Leider. Denn genau in dieser kleinen Bewegung spüre ich diesen typischen, alles umklammernden, stechenden Schmerz, von dem ich hoffte, ihn nie wieder erleben zu müssen.
Ich reagierte so, wie ich es immer gemacht habe in dieser Situation. Langsam aufrichten, sich am Küchentresen festhalten und abstützen, durchatmen und versuchen, die Wirbelsäule gradezurichten.
Ruhig bleiben und atmen, sage ich mir.. Bringt nichts, wenn Du nun auf Panik machst. Denn ich kann nicht verhindern, dass mir das ganze letzte Jahr durch den Kopf schiesst…
Die drei Cortison Spritzen in den Nerv.. Die unzähligen Medikamente und deren Nebenwirkungen, arbeiten unter beinahe unerträglichen Schmerzen, wieder zu Hause bleiben, weil es einfach nicht mehr geht mit stehen. Sich ausgeliefert und nutzlos zu fühlen. Der monatelange Kampf zurück in mein normales Leben.
In der Hoffnung, dass ich vielleicht wirklich „nur“ einen übel verkrampften Muskel habe, gehe ich vorsichtig und langsam herum. Doch die Schmerzen werden nicht weniger, sondern strahlen immer mehr und stärker aus. Wie ein eiserner, glühend heisser und breiter Gurt, der immer mehr zugezogen wird. Ich versuche es mit hinsetzen, unruhiges hin und herbewegen, um den Zentimeter zu finden, der nicht schmerzt.
Ganz toll wirklich. Jede Bewegung, auch wenn ich nur nach etwas greifen will, jagt ein weiteres Schmerzgewitter in mein Kreuz. Ich versuche, wieder aufzustehen, um die Tabletten, die von meiner OP noch übrig sind, zu holen. Ich komme nur unter Stöhnen und unglaublichen Schmerzen hoch.
Kann ja nicht sein! Die Angst, dass die OP vielleicht nicht gereicht hat und dass ich jetzt doch eine Wirbelversteifung brauche, frisst sich wie Säure in mein Hirn. Will ich nicht. Nein.
Ich sage meinen Freundinnen und Kolleginnen dauernd, dass sie nicht immer gleich vom Worst Case ausgehen sollen. Und nun versuche ich selber, nicht in Panik zu geraten.
Erstmal die Grillzange holen, weil ich mich momentan weder bücken noch strecken kann. Dieses Gerät hat mir letztes mal schon gute Dienste erwiesen…
Alles in Zeitlupe. Heizkissen in die Mikrowelle, in der Hoffnung, mit der Wärme etwas Entspannung in die betroffene Region zu bringen.
Ich muss mich ehrlich beherrschen, nicht zu viele Tabletten aufs Mal zu nehmen. Geduld, sage ich mir.
Und versuche, mich in meinem Ikea- Lehn-Stuhl einigermassen einzurichten, dass es erträglich ist. Als ich endlich mehr oder weniger gut sitze, merke ich, dass ich pinkeln muss…….
Ja meine Lieben, es kommt ein Punkt, an dem man verzweifelt schluchzt, wenn man zur Toilette muss. Aber irgendwie schaffe ich es dann doch aufs Klo und verfluche dort die Tatsache, dass wir Frauen keine Vorrichtung haben die es uns ermöglicht, im Stehen unser Geschäft zu verrichten. Ich stehe minutenlang vor der Schüssel und versuche, die beste Taktik herauszufinden, mit der ich ohne allzu arge Schmerzen hinsetzen kann. Für einmal bin ich für mein kleines Badezimmer dankbar, so kann ich mich an Heizkörper links und Lavabo rechts festkrallen, um mich irgendwie runter und wieder hochhangeln…
Nun sitze ich wieder in meinem Stuhl und überlege, wie viele Tage meine Nieren wohl ohne Flüssigkeit aushalten… Weil ich nicht mehr aufstehen kann ohne loszuheulen..
Glücklicherweise habe ich morgen frei, so kann ich mich subito bei meinem Arzt melden. Auch wenn ich damit rechnen muss, dass er mir eine weitere Spritze verordnet. Aber vielleicht habe ich ja Glück und ich kriege nur ein paar coole Muskelrelaxantien… Diesen Zustand kann ich auf jeden Fall nicht lange ertragen..
Drückt mir die Daumen….
Tu ich, versprochen!
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Danke..
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