Landleben

Ich liebe es, auf dem Land zu leben!

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Es ist ruhig (abgesehen von der Zeit der Rasenmäher-Challenge April bis November und wenn Schneepfluge ins Gefecht ziehen, zwischen November und März)

Es herrscht gute und reine Luft (abgesehen von der Güllesaison von April – November)

Die Menschen grüssen sich auf der Strasse und in den Geschäften kennt man sich mit Namen..

Es ist toll, ich bin bin ein bekennendes Landei! Vorallem in einem Job, in dem man tagtäglich Lärm und Menschenmassen ausgeliefert ist, schätzt man die genannten Eigenschaften auf dem Lande.

Ausser…

Ja ausser ich will (oder muss) unter mässigen- bis saumässigen Zeitdruck vor der Arbeit noch „schnell“ was einkaufen.

Klar, ich schaue natürlich, dass ich möglichst alles was ich auf die Schnelle brauche, in meinen Pausen kaufen kann. Bin ja meist an Orten am arbeiten, wo’s annähernd alles gibt was man so braucht (ausser Ruhe, drum eben….)

Aber es gibt halt auch immer wieder was, das mir entweder zu schwer ist um es im 2.Klasse Abteil quer durch die Schweiz zu transportieren.. Katzenstreu beispielsweise. Oder ich brauche eine bestimmte Kaffeesorte, die ich nicht überall kriege (nein, kein Nespresso!).

Ich also gestern morgen noch „schnell“ ins Lebensmittelgeschäft, besagte Dinge im Kopf gespeichert…

Ok, Baustelle auf dem Parkplatz… Klar warum nicht… abgesehen von der Tatsache, dass mindestens 1/4 der Plätze flöten gehen während der Bauphase, easy…

Herrje, was zum Geier machen alle diese Leute schon so früh hier???? Achja, Gründonnerstag, da bereitet sich ja die Hälfte der Schweiz darauf vor, in den Süden zu stauen…

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Und die andere Hälfte deckt sich, wie es an diesem Morgen scheint, mit Lebensmittel ein als sei im Radio die Apokalypse angekündigt worden..

Immer wieder das selbe Schauspiel, sobald ein oder zwei Feiertage anstehen.. Die Leute drehen scheinbar völlig durch und kaufen ein, als müssten sie für ein ganzes Dorf kochen.

Eigentlich sollte es mich nicht mehr überraschen, schliesslich arbeite ich schon lange genug im Detailhandel.. Zwar nicht im Lebensmittelbereich, aber man kriegts ja trotzdem hautnah mit.

Das Spezielle an diesen Hamsterkäufen vor Feiertagen ist die Stimmung und das Tempo, in dem die Leute einkaufen. Also hier auf dem Lande jedenfalls. Plötzlich hat man Zeit! Schliesslich muss man ja nicht arbeiten, da kann man es ruhig angehen  lassen.. So ist jedenfalls mein Eindruck, als ich versuche mich mit meinem Kaffee und der zehn Kilo schweren Katzenstreu zwischen vollen Einkaufswagen, Vätern die umherirren und sich bemühen, ihre Kinder von der allgegenwärtigen Schokolade fernzuhalten, zur Kasse zu schlängeln. Doch ich habe meine Rechnung ohne den ultmativen Bremsfaktor eines Lebensmittelgeschäftes gemacht:

Rentner.

Ich bitte schon im Voraus um Entschuldigung, ich weiss, wir werden alle alt und irgendwann Rentner sein.

Aber ehrlich, wenn man wahrnimmt, dass man die oder der Erste in einer Schlange ist, dann kann man doch auch in etwas fortgeschrittenem Alter realisieren, dass man den Bezahlvorgang etwas effizient und zügig zum Ende bringen sollte.

Sollte man meinen. Aber, wie erwähnt, wir sind in diesem Szenario auf dem Land.

Ich liebe das Landleben.

Ich stehe also am Schluss der Schlange vor der Kasse. Es ist noch relativ früh, deswegen sind noch nicht alle Stationen besetzt und es gibt bei uns (noch) keine Self-Check-Out Kassen. Hat Vor-und Nachteile, ganz klar. In solchen Momenten würden meines Erachtens die Vorteile klar überwiegen.

Selbst die Kassiererin, die sonst sehr schnell arbeitet befindet sich augenscheinlich bereits im Feiertagsmodus. In aller Seelenruhe erklärt sie dem älteren Ehepaar, warum welcher Gutschein nicht mehr gültig ist und sowieso und blablabla und tralala..

Nicht falsch verstehen, ich bin grundsätzlich gegen rumhetzen oder stressen und jeder gute und erfahrene Verkäufer weiss, dass persönliche Kontakte wichtig sind für die Kundenbindung. Aber muss das wirklich auch dann sein, wenn die Schlange immer weiterwächst und nun bereits gefühlte 150 Meter beträgt?

Mittlerweile haben nebenan noch zwei weitere Kassen geöffnet, leider hat mir das unvermeidliche Regal mit unnützem Kram, das an jeder Kasse steht, die Sicht versperrt, so dass ich es zu spät merke. Bereits sind alle vorderen Plätze von Leuten mit knüppelvollen Einkaufswagen ergattert worden. Und die Hoffnung, dass sich irgend eine nette Person meiner erbarmt und mich vorlässt, habe ich längst aufgegeben. Scheinbar ist heute der Tag, an dem sich alle sich selbst am nächsten sind…

Was war nochmal los an den Ostertagen? Irgendwas christliches?? So mit Güte und Nächstenliebe?? Achja, stimmt, ist ja erst der Tag vor dem eigentlichen Feiertag. Und schliesslich ist der Karfreitag selbst auch nicht wirklich das Sinnbild der Nächstenliebe schlechthin..

Zurück in der Warteschlange im Laden. Die Kassiererin ist immer noch im Gespräch mit dem Ehepaar. Eben wird eifrig darüber diskutiert, dass es, Zitat: „unglaublich ist, wie viele Menschen jedes Jahr um diese Zeit ins Tessin reisen…“  Hmmpf… Leute, diese Schlange nähert sich in grossen Schritten dem Ausmass eines besagten Gotthardstaus..

Meine gute Erziehung verbietet es mir, laut rumzumaulen, deshalb versuche ich es mit mehr oder weniger dezentem Hüsteln… Nochmal… Nochmal… Und nochmal… ( ein Wunder, dass mir keiner ein Hustenbonbon angeboten hat. Soviel zur Nächstenliebe…)

Nach dem fünften oder sechsten Mal, mein Hals ist mittlerweile tatsächlich rau vom hüsteln, schenkt mir die Kassiererin einen vernichtenden Blick a la:

„Jaaahaaaa!!! Wir haben Dich bemeeheerkt!!!“

und faltet den geschätzt drei Meter langen Kassenbeleg betont langsam zu einem Origami-Osterhasen zusammen..

Mit einem ziemlich gequälten Lächeln bezahle ich, als ich endlich an der Reihe bin, meine zwei Sachen und suche das Weite, bevor die etwas gereizte Frau an der Kasse noch auf die Idee kommt, mein Konterfei mithilfe eines Smartphones abzuspeichern und ein Plakat zu drucken mit der Aufschrift:

                        **  ICH MUSS DRAUSSEN BLEIBEN  **

 

In diesem Sinne:

 

       **FROHE OSTERN ALLE MITEINANDER**

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