Die fleissige Ameise und der böse Musikdrache

**Hinweis: Ähnlichkeiten mit lebenden Personen, Lokalitäten oder Institutionen sind VÖLLIG UNBEABSICHTIGT und TOTAL ZUFÄLLIG!! ** (Echt, ich schwör!)

Es war einmal eine fleissige Ameise, ich nenn sie einfach mal Gertrude, die zusammen mit einem Dutzend fleissigen Ameisenkolleginnen in einem Laden arbeitete.

Dort gab es fast alles, was die Bewohner des Ameisenhügels, in dem das Geschäft stand, sich wünschten. Die Arbeit war oft anstrengend und nicht selten schmerzte Gertrudes Rücken abends. Hie und da waren Ameisen, die einkaufen kamen, auch ziemlich nervig, aber alles in allem war es für Gertrude ein angenehmer Ort.

Das lag zu einem grossen Teil an ihren fleissigen Ameisenkolleginnen, mit denen Gertrude sehr gerne zusammen arbeitete, sie lachten oft gemeinsam und halfen sich bei Problemen gegenseitig. Die Chefameise war ihnen gegenüber fair und ebenfalls eine sehr fleissige Ameise, was man ja nun wirklich nicht von allen Chefameisen behaupten kann.

Der Ameisenkönig Kunibert der II. , der nebst dem kleinen Laden in dem Gertrude und ihre Kolleginnen emsig arbeiteten, noch viele tausend andere Läden mit abertausend anderen fleissigen Ameisenarbeitern besass, lebte weit entfernt in einem fremden Land. Damit aber trotzdem die Wünsche des Ameisenkönigs erfüllt werden konnten, sandte der König einen Ameisenlord in jedes Land, der die Befehle des Königs weitergab und, wenn nötig, die Arbeiterameisen auch mal tadelte.

Auch hier hatte Gertrude Glück, denn der Lord in ihrem Land war freundlich und gerecht. Im Grossen und Ganzen war es also ein recht angenehmes Ameisenleben. Auch als eine schwere Plage die Ameisenwelt heimsuchte und über die Länder hinwegfegte, arbeiteten Gertrude und ihre Freunde fleissig weiter.

Natürlich gab es auch Weisungen und Befehle des Königs, die Gertrude und ihre fleissigen Ameisenkolleginnen ihre kleinen Köpfe schütteln und hinter den Fühlern kratzen liessen. Aber ja, Ameise muss ja nicht immer alles nachvollziehen oder verstehen können, dachte Gertrude dann.

Und da gab es ja noch etwas, dass sie durch ihre Arbeitstage begleitete und ihnen Freude bereitete:

der Ameisenbarde Heribert.

Heribert sang den fleissigen Arbeiterameisen den ganzen Tag Lieder vor, das schätzten nicht nur Gertrude und ihre Kolleginnen, sondern auch die Stadtameisen, die bei ihnen einkaufen kamen. Oftmals hörte Gertrude im Laden Ameisenmamas, die zusammen mit ihren kleinen Ameisenkindern ein ihnen bekanntes Lied mit summten.

Zwar befahl der Ameisenkönig, der Barde möge eine ganze Woche lang immer die gleichen Lieder spielen, nicht dass die Arbeiterameisen womöglich mehr dem Barden lauschten und weniger fleissig waren…. Doch dies störte Gertrude und die anderen nicht wirklich.

Doch Kunibert war schon sehr alt und seine Erlasse wurden wirrer und seltsamer. Er hörte immer weniger auf seine Beraterameisen und seinen Sohn, den Ameisenprinzen hatte er schon vor langer Zeit vom Hofe verbannt. Für die Ameisenlords in den verschiedenen Ländern wurde es immer schwieriger, den Chefameisen und den fleissigen Arbeiterameisen des Königs Befehle plausibel zu erklären.

Doch Gertrude und ihre Kolleginnen waren natürlich nicht dumm, sie wussten, dass der Ameisenkönig zwar unermessliche Reichtümer besass, aber äusserst sparsam, ja man munkelte sogar, dass Kunibert der II. geizig war. Und dass es in den meisten seiner Weisungen darum ging, sein Vermögen und seine Ameisenhügel auszubauen. Da war der Ameisenkönig leider kein Einzelfall. Wer viel hat, will immer noch mehr. Es ist niemals genug. Traurig.

Just zu dieser Zeit beschloss der Ameisenbarde Heribert, dass er für seine Arbeit, dem Musizieren, auch gerne weiterhin ein angemessenes Entgelt hätte.. Und liess diese Bitte trotz der eindringlichen Warnungen des Ameisenlords dem König unterbreiten.

Kunibert war erzürnt. Was erlauben Struntz… äääh Heribert!?! Wie konnte es dieser niedere Wurm von Ameise wagen, ihn, den grossen König um Bezahlung zu bitten! Heribert sollte dankbar sein, für einen so erfolgreichen und berühmten Regenten arbeiten zu dürfen. Nein, eigentlich müsste Heribert den König für dessen Grosszügigkeit entlohnen! Immerhin durfte der Barde in all seinen Läden spielen.

Erbost ob soviel Dreistigkeit stieg der alte Ameisenkönig ächzend von seinem Thron und begab sich in die dunklen Wälder, die sein prächtiges Schloss vor unerwünschten Besuchern schützte. Denn dort, in den finsteren Untiefen, hauste die Geheimwaffe des Ameisenkönigs:

Der Musikdrache Gismund, der vor Urzeiten in jene Wälder verbannt wurde, weil er dermassen falsch sang, so dass die Felder der Bauerameisen verwelkten und die Häuser der Ameisenstädte einstürzten.

Doch nun, nach der anmassenden Forderung von Heribert dem Ameisenbarden, schien für den König die Zeit gekommen, seinem Ameisenvolk zu zeigen, dass er nichts von seiner Strenge verloren hatte und was passiert, wenn man sich seinem Willen entgegenstellt. Der König befahl Gismund, sich um den Ameisenbarden „zu kümmern“. Der Musikdrache war dankbar, endlich mal wieder etwas zu tun zu kriegen und flog schnurstracks in die kleine Stadt, wo der Ameisenbarde gerade am Singen war.

Gertrude und ihre Ameisenkolleginnen bemerkten nur, wie sich plötzlich der Himmel über ihnen verdunkelte und mussten hilflos mit ansehen wie der riesige Musikdrache ihren Ameisenbarden mit Haut und Fühlern verschlang. Ein kleiner Rülpser, ein bisschen Qualm aus dem furchterregenden Maul und weg war Heribert.

Danach war Stille. Die Arbeiterameisen schauten sich erschrocken an. Ihr Barde, der sie seit Jahr und Tag mit lustigen Weisen durch die langen Stunden begleitet hatte, war weg. Würden sie ab jetzt in ungewohnter Stille arbeiten müssen? Nun gut, dachte Gertrude, man würde sich halt irgendwie damit abfinden müssen.

Doch plötzlich setzte sich Gisbert hin, öffnete sein sein riesiger Maul und fing an zu singen. Gertrude und ihre Ameisenkolleginnen hielten sich entsetzt die kleinen Ohren zu! So etwas grauenerregendes hatten sie noch nie gehört! Der Drache sang furchtbar falsch, traf kaum einen Ton und hatte scheinbar noch nichts von Rhythmus gehört.

Alle waren nach kürzester Zeit völlig genervt und beschwerten sich bei der Chefameise, die leider nicht helfen konnte und sich an den freundlichen Ameisenlord wenden musste. Doch nicht mal der konnte ihnen helfen, weil sich auch die Lords dem Willen des alten Königs beugen mussten, wenn sie denn nicht in einem Drachenmagen enden wollten.

Seit jenem finsteren Tag, als Heribert der Ameisenbarde vom Musikdrachen verschlungen wurde, singt Gisbert nun tagein tagaus die gleichen Lieder. Falsch, grauenhaft und laut. Und da sein Repertoire äusserst beschränkt ist, müssen sich Gertrude und ihre Ameisenkolleginnen seit über einem halben Ameisenjahr immer und immer wieder die gleichen kopfschmerzerregenden Lieder anhören. Ja es ist mittlerweile soweit, dass Gertrude oft in ihrem kleinen Ameisenbett liegt und eines dieser fürchterlichen Lieder nicht mehr aus ihrem Ameisenhirn rausbringt.

Es ist wie ein böser Fluch, mit dem Kunibert der II. sein Ameisenvolk belegt hat. Gertrude fragt sich oft, was die fleissigen Arbeiterameisen in den Augen ihres Herrschers wohl falsch gemacht haben. Aber wahrscheinlich liegts wie immer schlicht und einfach am Geld. Daran, dass der alte Ameisenkönig Angst hat, trotz seines unfassbaren Vermögens zu verarmen. Eigentlich tragisch, doch im Angesicht von Gisberts grauenvollen Gesangskünsten hält sich Gertrudes Mitgefühl für den alten Kunibert jedoch in argen Grenzen.

Nun können die fleissigen Ameisenarbeiter nur hoffen, dass irgendwann von irgendwoher ein tapferer Ameisenritter kommt, der den falsch jaulenden Musikdrachen vertreibt und sie vom Fluch der schlechten Musik erlöst!

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