Jeden Mittag bietet sich dem geplagten Auge das selbe Bild:
Ab ca 11.45 rappelvolle Restaurants und Kantinen…. Vor allem in den Selbstbedienungs-Restaurants entbrennt dann jeweils ein regelrechter Kampf um Tablets, Besteck, Gläser und Servietten. Es wird auf Teufel komm raus gedrängelt und geschubst.
Dass geschätzte 99,8% der Personen, die um diese Zeit essen müssen, nur eine Stunde Zeit haben ist 99,7% der anderen egal… Sprich, auch hier gilt die Devise:
My food first.
Und das nicht erst, seit das grössenwahnsinnige, sprechende Toupet in Übersee das Ruder in die gierigen Hände bekam.
„Bitte“, „Danke“ und „Entschuldigung“ scheint im allgemeinen ja schon länger aus der Mode gekommen zu sein und die Schlange vor den Schnitzeln lässt jeden Rest von guter Erziehung und Rücksichtnahme ins Bodenlose absacken und verschwinden.
Die Tablets mit Besteck wird Autoscootermässig dazu benutzt, dem bedauernswerten Vordermann deutlich zu signalisieren, das man es, Herrgottnochmal, äusserst eilig hat!
Die meisten Selbstbedienungsrestaurants sind ja so konzipiert, dass ein Koch oder eine Köchin hinter der Theke steht und Essen herausgibt oder zumindest immer wieder nach dem Rechten sieht. Das entspannt das ganze Gerangel zwar etwas, aber der Weg bis dorthin gestaltet sich bereits als Herausforderung.
Wenn ich mich hier mal selber mal als Beispiel nehme. Ich muss mich ja jeweils erst mal etwas orientieren, an welcher „Station“ welches Essen erhältlich ist. Da ich Vegetarier bin, steuere ich meist auf die Gemüse- und Beilage-Abteilung oder das Salatbuffet zu. Aber das steht natürlich in jedem Restaurant an einem anderen Ort, gibt ja keine nationalen oder internationalen Normen, wo sich was zu befinden hat.
Ich stehe dann also irgendwo in der Mitte des Raumes und versuche, mir einen Überblick zu verschaffen und mich zu orientieren, als ich von hinten ziemlich rüde angerempelt werde. In der Meinung, einen Hünen mit den Ausmassen von Thor hinter mir stehen zu haben, dreh ich mich um, eine zackige Bemerkung zum Abschuss auf der Zunge bereit.
Mein Blick richtet sich automatisch leicht nach oben, aber, Überraschung… Die Person, besser gesagt, das Persönchen reicht mir gerade mal bis zum Kinn. Eine „nette“ ältere Dame, auf den ersten Blick eine adrette Grossmütterchen-Erscheinung. Das einzige, was diesen netten Gesamteindruck stört, ist dieser tendenziell agressive Gesichtsausdruck, das herausgestreckte Kinn und der leicht starre Adlerblick.
Ich schrumpfe augenblicklich um einige Zentimeter..
Mein Versuch, mich für etwas zu entschuldigen, was ich gar nicht verursacht habe (ja, ich arbeite daran…) wird komplett ignoriert, resolut versucht die Dame, offenbar durch mich hindurch zum Buffet zu gelangen. Nun bin ich aber auch nicht gerade die Kleinste und Schmächtigste und das Vorhaben scheitert dann auch noch an der Physik, die da sagt, dass ein Körper nicht durch einen anderen Körper hindurch gehen kann. Oder so.
So schenkt mir die Dame nur einen Blick, der selbst eine abgebrühte Person wie mich erschaudern lässt und macht den weiten Umweg um mich herum. Wie gesagt, bin nicht die Kleinste..
Leicht aus dem Konzept geworfen, erinnere ich mich daran, dass ich mich jetzt endlich langsam entscheiden sollte. Gemüse oder Salat, das ist hier die Frage.. Das Verkehrsaufkommen ist an beiden Orten etwa gleich hoch. Ich entscheide mich für Gemüse, da etwas Warmes sicher guttut bei den frostigen Temperaturen.
Die Auswahl ist eigentlich immer sehr gut, für jeden Geschmack ist was dabei. Nur, zuerst muss man mal rankommen. Stell ich mich ans Ende der Schlange, muss ich zuerst am Fleisch vorbei. Will ich nicht, brauch ich nicht. Ich werde also versuchen müssen, mich irgendwie zwischen die anderen Hungrigen, die zu Beilagen und Gemüse wollen, zu quetschen… Nun bin ich vom Typ her aber eher ein Antidrängler… Ich hasse es, wenn ich mich irgendwo rein-oder vorbeizwängen muss. Egal ob beim Zug oder Busfahren oder eben beim Essenfassen.
Nun muss ich aber trotzdem schauen, dass ich zu was Essbarem komme, sonst ende ich wieder beim Kaffee und Brötchen. Ich springe also über meinen Schatten und stelle mich energisch zwischen die Fleischesser, die sich in Richtung Gemüse schieben und denen, die dort schon anstehen und warten bis sie endlich an die Schüsseln ran können.
Und dort wird dann richtig zugeschlagen und auf den Teller geladen, also ob es kein Morgen gäbe. Ich frage mich ja immer wieder, wie das ganze Essen aufgetürmt wird, so dass nichts runterrutscht. Ein Fall für Scully und Mulder….
Muss eine richtige Wissenschaft sein, dem Pyramidenbau im alten Ägypten abgeschaut.
Zuunterst die Karotten, am besten in Scheiben geschnitten, dann vielleicht etwas Lauch oder etwas anderes, was sich gut flachdrücken lässt und nicht allzu rund ist. Erbsen sind ganz gefährlich, die kullern überall rum und bringen die ganze Konstriktion ins wanken. Ausserdem springen die Dinger gerne mal vom Teller runter und fliehen, wenn man auf dem Weg zur Kasse etwas aus der Balance kommt.
Blumenkohl und Broccoli eignet sich bestens, um auf dem Tellerrand drapiert zu werden. Saisonal können auch noch einige Spargeln quer über das ganze Konstrukt gelegt werden. Es wird gestapelt und aufgeschichtet was das Zeug hält.
Ich liebe Gemüse. Und ich verstehe, dass man eher etwas grosszügig zulangt, wenn man Hunger hat.
Aber was danach sehr oft unberührt zurückgegeben wird und dann entsorgt werden muss, ist beschämend und sollte uns wirklich zu denken geben.
Angesichts der unglaublichen Mengen an Lebensmittel, die täglich weggeworfen werden, sollte, nein muss sich wirklich jeder von uns besinnen und nur soviel auf seinen Teller laden, wie er auch tatsächlich zu essen gedenkt. Es ist eine Schande, was wir dauernd wegschmeissen, sei es weil das Haltbarkeitsdatum einen Tag überschritten ist, oder weil wir nur Brot kaufen, das frisch und am selben Tag gebacken wurde.
Wir alle haben es in der Hand, damit endlich aufzuhören und zumindest im Kleinen bei sich selber zu beginnen, die Verschwendung einzudämmen. Einfach nur das einkaufen, was auch wirklich benötigt wird und gegessen werden kann beispielsweise. Oder wie gesagt, am Buffet zuerst überlegen und nicht einfach alles was verfügbar ist, auf den Teller laden.
Auch ich werde an mir arbeiten und mich nicht mehr von kleinen, alten Damen überrumpeln lassen..
Zum Glück bin ich selten oder gar nie in solchen Lokalen.
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