Dreistigkeit

Als ich nach meinen zwei Wochen Sommerferien wieder arbeiten ging, fing ich mir sogleich eine Erkältung ein die sich gewaschen hatte. Kein Wunder, war doch die Hälfte der Belegschaft am rumhusten und -schniefen.. Nach den üblichen drei Tagen Inkubationszeit gings dann halt los mit Halsschmerzen, dann Schnupfen, Husten etc.. Normaler Verlauf halt.

So im ersten Drittel dieses Ablaufs gibts ja meist ein bis drei Tage, an denen man sich alles andere als prickelnd fühlt. Kopfschmerzen, penetrant laufende Nase, beginnender Reizhusten. Diese Symptome, bei denen man im direkten Kundenkontakt oft vor der blöden Entscheidung steht, bleib ich nun wegen einem simplen Rhinovirusbefall zu Hause? Obwohl ich kein Fieber habe und den Tag mit den Handelsüblichen Kombimitteln erträglich gestalten kann? Oder geh ich zur Arbeit, verteile die Erkältung zwangsläufig weiter und fühle mich halt trotz Pülverchen und Tabletten ziemlich groggy.

Ja ich bin arbeiten gegangen, auch wenn ich mich dabei wirklich nicht gut gefühlt und auch nicht gerade ausgesehen hab wie das blühende Leben.

Als dann eine Kundin an die Medikamenten-Theke kam, mich entsetzt anblickte und sagte „Gott, Sie sind ja erkältet, bleiben Sie bloss auf Abstand!“ dachte ich mir noch so… Gut, da grad wirklich eine kleine Krankheitswelle grassiert, hast Du mit ziemlicher Sicherheit heute schon mit mehreren Menschen gesprochen, die noch keine Symptome zeigten, aber halt schon ansteckend waren… Aber ich geh in solchen Momenten prinzipiell auf noch mehr Abstand als sonst. Und reagierte gar nicht auf diese Bemerkung. War auch zu müde für Diskussionen dieser Art.

Dann meinte sie, sie brauche Grippemittel für ihren Sohn. (……äähjaaa….?!?)

Ok, haben wir ja zu Genüge. Ibuprofen gegen Glieder/Kopfschmerzen….. Ich leg ihr die Schachtel mit den Tabletten auf den Tresen. In diesem Augenblick packt mich einer dieser trockenen Hustenreize, die dermassen intensiv sind, dass gar nichts mehr geht! Das kennen alle. Man kriegt kein Wort mehr raus, Husten bringt nicht auch wirklich was, man kriegt kaum noch Luft, Tränen schiessen in die Augen, der Kopf wird knallrot.. Dann bringt nur noch ein Bonbon oder was trinken etwas Linderung, beides hatte ich in dem Moment halt nicht. Ein Kollege/Kollegin war grad auch nicht zu sehen..

Saublöde Situation, vor allem, weil die Kundin noch was anderes brauchte. Ich drehte mich also kurz weg, um richtig übel zu husten und röcheln und als ich mich wieder einigermassen unter Kontrolle hatte und mich der Kundin zuwandte, war die Schachtel Ibuprofen weg. Ich gab ihr noch das verlangte Schnupfenmittel raus und fragte sie, ob sie denn die Schachtel Ibu schon in die Einkaufstasche gelegt habe.

Nein, die hätte ich ja grad eben wieder zurück ins Regal gestellt…. Ich war verwirrt… Hatte ich nicht gerade eine üble Hustenattacke und mich deswegen weggedreht?? Ich schau ins Regal, wo die Schachteln stehen… Eine fehlt.

Ich blickte die Kundin etwas bedröppelt an, doch bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, brauste sie auf und herrschte mich in leicht keifendem Tonfall an, ich könne also sonst ruhig in ihre Tasche schauen!!!! Und hält eben jene so halb in meine Richtung.

Heute, ohne Erkältung, mit mehr oder weniger klarem Verstand und ohne Kopfschmerzen des Todes würde ich GENAU DAS tun! Doch in jener Situation war ich dermassen durch den Wind und völlig überrumpelt von dieser aggressiven Reaktion, dass ich nur ein verwirrtes „Nein nein, schon ok…“ rausbrachte.

Und ja klar hatte sie die Schachtel schon eingesteckt und geklaut! Wir konnten ja danach den Bestand und die Abverkäufe kontrollieren!

Ich bin so wütend! Erst mich blöd anmeckern von wegen „iiiiiiih, sie sind ja krank!“ und einen Augenblick später rotzfrech Medikamente klauen!

Dreist!

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