
Im Allgemeinen bin ich nicht wirklich nostalgisch. Ich sehe, so denke ich zumindest, die Vergangenheit als das, was es ist. Vergangen, vorbei. Nicht mehr zu verändern, auch wenn unzählige Science-Fiction Literatur dies bild-und wortgewaltig zu vermitteln versuchen.
Ich würde zwar, wie jeder andere vermutlich auch, schon gerne ein paar Dinge in meiner Vergangenheit ändern. Doch wie vermutlich auch jeder weiss (oder zumindest alle, die den Film „Butterfly-Effect“ oder die Serie „Travellers“ geschaut haben), haben auch kleinste Veränderungen in der Vergangenheit enorme bis katastrophale Auswirkungen auf die Gegenwart. Also vielleicht besser, wenns auch zukünftig keine Zeitmaschinen gibt. Obwohl… so ein, zwei Dinge könnte man ja schon… Naja lassen wir das..
Ich hab jetzt den dritten Tag meiner Sommerferien hinter mir. Traditionell vergrabe ich mich die ersten paar Tage zu Hause, um runterzufahren und im Ferienmodus anzukommen. Als Person mit einer leicht bis mittel ausgeprägten Sozialphobie (kommt immer auf meinen sonstigen „Zustand “ an), empfinde ich es als absoluten Luxus, wenn ich meine Haustüre hinter mir schliessen und dann selbst und unabhängig entscheiden kann, wann ich wieder unter Leute will.
Darum kaufe ich vor meinen Ferien immer genug ein, damit ich auch wirklich nicht raus muss, wenn ich nicht will oder kann.
Doch die letzten Tage waren dermassen heiss, dass ich gar nicht anders konnte, als ins Schwimmbad zu flüchten. Und da die Schulferien bei uns durch sind, wimmelts momentan dort auch nicht übermässig von Menschen. Wenigstens bis die Schule aus ist, oder, wie am Montag die Lehrer samt gefühlt allen Kindern des Dorfes auch vor der Hitze geflohen sind. Verständlicherweise.
Aber, mehrheitlich ist es angenehm, so Leutetechnisch. Auch für mich. Da lag ich also heute nach meinen Schwimmrunden unter dem Baum, mein drittes Buch in drei Tagen im Angriff und plötzlich schwappt eine Geruchswelle zu mir.
Dieser typische Freibad- Geruch, so spezifisch, so dermassen einzigartig, dass ich tatsächlich kurz in meine Jugendzeit katapultiert wurde. Diese Mischung aus Sonnencreme, nassen Badehosen und Strandtüchern, Luftmatratzen, Pommes und HotDogs vom Kiosk, alles fein unterlegt von einer leichten Chlornote.
Ja, da erinnere ich mich so richtig lebhaft, als obs gestern gewesen wäre. Wie ich jeweils mit dem Rad vom Schwimmbad heimstrampeln musste, so dass ich schon wieder völlig verschwitzt zu Hause angekommen bin, weil der ganze Weg aufwärts ging. Wie man als Kind so lange im Wasser blieb, bis man blau wie ein Schlumpf war, um dann rauszuhüpfen und sich auf die glühend heissen Steinplatten zu legen, bis man rot wie ein gekochter Hummer war. Rumgetaucht, bis die Augen auch so rot waren wie der Bauch von den Steinplatten. Sich wie die Grossen am Rundlauf todesmutig rumwirbeln lassen. Wo ich heute oft so denke, um Himmelswillen, wenn da mal Eine oder Einer die Kraft in den Händen verloren hätte, der oder die wäre einmal quer durchs Schwimmbad geschleudert worden. Ich glaube auch ehrlich nicht, dass diese Teufelsapparatur noch steht..
So viele Erinnerungen, die wegen einem simplen Geruch hochkommen. Wahnsinn.
Aber ich trauere der Zeit nicht wirklich nach, denn ich bin mir bewusst, dass unser Hirn die Wahrnehmung der Vergangenheit verzerrt und, in diesem konkreten Fall, „verpositiviert“…
Also, kein Grund nostalgisch zu werden.
Naja, vielleicht ein kleines Bisschen…. (?)
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