Wo hört „nicht nett“ / „rummeckern“ auf…

… und wo Mobbing an…?

mobbing

Nur eine Frage der Interpretation derjenigen, die betroffen sind?

Messbar ist Mobbing jedenfalls nicht. Jeder Mensch hat eine individuelle Schmerzgrenze, bei deren Übertretung es belastend wird. Wo sich der eine gemobbt fühlt, kann ein anderer nur den Kopf schütteln und sich fragen, wo denn da das Problem liegt.

Das ist wohl auch der Knackpunkt bei Gesprächen, die vermitteln oder bei der Klärung helfen sollen. Wer entscheidet, ab wann ein Verhalten Mobbing ist. Oder ob es einfach nur unüberlegte Worte eines/einer Kollegen/Kollegin waren. Und wer sagt eigentlich, das eben jene unüberlegten Worte oder Taten nicht auch verletzend sein können? Ist dies dann kein Mobbing? Braucht es eine gewisse Anwendungsdauer oder bestimmte verletzende Worte, damit der oder die Betroffene nach Unterstützung resp. um Hilfe bitten kann?

„Steter Tropfen höhlt den Stein“  besagt ein Sprichwort.

Ist auch hier anwendbar. Meckereien oder ablästern über eine Kollegin/Kollegen gehören zum Arbeitsalltag dazu. Da müssen wir nicht drum rum reden. Das ist auch ok, es menschelt überall.

Wiederkehrende und anhaltende verletzende Bemerkungen oder auch dauerndes Schlechtreden der Arbeit anderer sind jedoch ein anderes Kaliber.

In fast sämtlichen Ratgebern wird dazu geraten, sich an die Vorgesetzten zu wenden, sobald man sich gemobbt oder gepiesackt fühlt. Dies führt oft zuerst mal zu Schlichtungsversuchen, die für die Betroffenen zu noch mehr Druck führen kann.

Denn schnell einmal wird man in die Kiste des Übersensiblen- und/oder der Überempfindlichen gesteckt, wenn man sich beim Vorgesetzten meldet um sich zu wehren. Oder man wird nicht ernstgenommen, nach dem Motto: „das war bestimmt nicht so gemeint… „ Oder: “ Nimm doch nicht immer alles so persönlich…“  Und auch gerne mal:  „Ja, wir wissen ja alle, wie Er oder Sie ist. Du bist nicht die Einzige, die so behandelt wird oder über die gelästert wird.“ 

Ist das etwa eine Erklärung? Oder eine Entschuldigung für jedes Verhalten? Soll das hilfreich sein?

Laut Gesetz ist ein Arbeitgeber dazu verpflichtet, die persönliche Integrität seiner Mitarbeiter zu schützen. Was ist aber, wenn eine Verletzung eben jener Integrität nicht klar beweisbar ist? Oder für einen Dritten, Aussenstehenden weder gravierend noch nachvollziehbar ist? Wie soll man denn so etwas messen? Sofern nicht irgendwelche offensichtlichen Verfehlungen geschehen sind, liegt die Schwere des Problems immer noch in den Augen des Betrachters. Oftmals sind es ja auch nicht nur einzelne Worte oder Taten, sondern die Summe und die fortwährenden Lästereien, die zur Belastung werden.

Die Empfehlung, bei solchen Fällen immer eine neutrale Person mit an den Tisch zu bringen, kann für einen Betroffenen auch eher eine Hemmschwelle bedeuten. Denn oftmals fragt man sich, bevor man sich wirklich Hilfe holt, „liegt es vielleicht doch an mir?“ oder „Mache ich vielleicht tatsächlich so viele Fehler?“  bis hin zu „vielleicht bin ich wirklich zu überempfindlich!“ 

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die sich in einer solchen Situation befinden:

Denkt ihr, dass sich die andere Partei auch solche Gedanken macht? Sich den Kopf zerbricht, warum ausgerechnet er oder sie immer wieder angemeckert wird? Oder jeden Schritt oder jede Arbeitshandlung x-mal auf eventuelle Fehler überprüft, um möglichst keinen Angriffspunkt zu bieten? Sich noch auf dem Nachhauseweg Gedanken macht, ob man auch wirklich alles so gemacht hat, wie es von einem verlangt oder erwartet wurde?

Nein. Glaubt mir, DIE schlafen tief und friedlich. Weil die sich überhaupt keine Gedanken darüber machen, ob sie einer Kollegin oder einem Kollegen mit ihrem Verhalten schaden oder wehtun. Oder es ist ihnen bewusst und schlicht egal. Weil sie von sich und der Richtigkeit ihrer, und  NUR  ihrer Arbeitsweise so überzeugt sind, dass gar keine anderen Sichtweisen in ihren Köpfen Platz haben.

Klar könnte man, sofern der Leidensdruck noch nicht zu hoch ist, einfach versuchen drüber zu lachen oder auch mitleidig den Kopf zu schütteln. Weil diese Personen mit ihrem zwanghaften Handeln oft über persönliche Macken, Unsicherheiten oder auch über berufliche Unzulänglichkeiten hinwegzutäuschen versuchen. Das Problem mit einer solchen Reaktion ist jedoch, dass unter dem Strich alles beim alten bleibt. Die Person kann genau so weitermachen, sich abfällig und despektierlich über Dritte äussern, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.

Also, was kann man tun, bevor man sich an den Chef oder die Chefin wendet. Die Person direkt ansprechen um ihr den Spiegel vorzuhalten? Sie versuchen darauf aufmerksam zu machen, das ihr Verhalten verletzend und respektlos ist?

Könnte man so machen, doch sind wir mal realistisch. Oftmals haben solche Leute einen enorm guten Draht zu Vorgesetzten und sind nicht selten hochmanipulativ veranlagt, so dass man damit rechnen muss, das ein solcher Versuch ins Gegenteil kippt und man danach selbst als Missetäter dasteht. Als Zicke oder eben als überempfindlich und unfähig, auch nur die einfachsten Vorgaben richtig zu erfüllen.

Man bekommt schon ein bisschen den Eindruck, dass man in einer solchen Situation eigentlich nur verlieren kann.

Denn was bleibt denn noch als Alternative? Man kann versuchen, die Arbeit an diesen Orten oder mit diesen Personen zu meiden. Sofern dies überhaupt möglich ist…. Auch wenn man den Ort oder die Menschen, die sonst noch dort sind vielleicht wirklich gerne mag. Oder man kämpft für eine faire und respektvolle Behandlung seiner Person und seiner Arbeit und nimmt das Risiko in Kauf, als unbequem oder nervig zu gelten.

Fressen oder gefressen werden…. 

Ich kann jetzt also entweder hinnehmen, dass ich von einer Kollegin oder von einem Kollegen nach jedem Arbeitseinsatz kritisiert und verunglimpft werde und dem Frieden zuliebe die Klappe halten oder ich kann für mein Recht auf Respekt meiner Person und meiner Arbeit einstehen.

Nach mittlerweile beinahe 30 Jahren im Berufsleben werde ich nun die zweite Möglichkeit wählen.

Wie ich dies anstellen werde? Keine Ahnung. Noch nicht…

Vielleicht hat der eine oder andere von Euch auch Erfahrung auf diesem Gebiet und kann mir noch einen guten Rat geben….

Ich werde Euch auf dem Laufenden halten…

3 Kommentare

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  1. Gute Ratschläge kann ich nicht geben. Doch kenne ich solche Situationen. Sensible Menschen werden leichter gemobbt als Leute mit robustem Nervenkostüm. Was ist schlimm daran sensibel zu sein? Tut man jemanden damit weh? Ich vermute nicht. Mobber haben auch ein gutes Gespür dafür, wem sie mit ihren Attacken schaden können und wer sich nicht auf ihr Spiel einlässt. Ich meine, dass Mobber kein gutes Selbstwertgefühl haben, darum brauchen sie andere, die sie piesaken können. Aber was hilft es das zu wissen? Mir hat geholfen, dass ich mich energetisch geschützt hat. Sobald ich an die Person dachte oder ihr begegnet bin, habe ich eine violette Schranke zwischen uns visualisiert. Auch mein ganzes Haus habe ich virtuell in violettes Licht eingepackt. Ich hab mir vorgestellt, dass diese
    Person (in diesem Fall waren es zwei) immer von violettem Licht bestrahlt wird, auch in der Nacht in ihrem Bett. Wie von einer Dusche mit violettem Licht übergossen. Es hat geholfen. Die Situation hat auf sie zurückgeschlagen. Ich habe mich gestärkt gefühlt und sie haben selbst erlebt, was sie mir angetan haben. Es gab eine Aussprache mit einer Mediatorin und wir haben Frieden geschlossen. Mit klaren Abmachungen, der Friede hält seit zwei Jahren. Ich fühlte mich stark, schon vor der Aussprache und danach auch, jetzt auch. Ich musste mich meiner Angst stellen. Da ich gläubig bin habe ich um Hilfe gebetet und es kamen Menschen, die mir halfen. Ich merkte, dass ich nicht allein bin. Diese Erfahrung wünsche ich Dir auch. Es gibt Menschen, die Dir helfen, finde sie!

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    • Vielen Dank für Deine Worte! Ich glaube auch, dass mit solchen Leuten etwas falsch läuft. Leider lasse ich mich immer noch zu schnell in die Defensive drängen und kann so oft nur reagieren, statt agieren. Dies zu ändern braucht Zeit und, wie Du sagst, auch den Rückhalt von Menschen, die das Problem auch ernst nehmen…
      Da ich gerne einfach in Frieden arbeiten und leben möchte gehe ich oft Konfrontationen aus dem Weg, dem besagten Frieden zuliebe. Das nutzen dann solche Menschen gerne mal aus.
      Ich werde mir einen Weg suchen müssen, damit umzugehen..
      Danke Dir!

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  2. Ich bin stark Schwerhörig und neige zu Stressanfällen die sich in meinem Tinnitus wiederspiegeln. Da ich auf Geräusche die ein normal hörender ausblenden kann sehr sensibel reagiere, gerade in Gesprächen wo ich mich auf die Sprache konzentrieren muss, ist es schwer mit einem Kollegen der meint den ganzen Tag zu pfeifen oder im Gespräch mit einem Gegenstand auf den Tisch zu klopfen, umzugehen. Meist reduziere ich die Lautstärke meiner Hörgeräte oder schalte sie dann ab. Kommunikation Gespräche usw. über Alltägliches machen mir dann keinen Spass. Und man zieht sich zurück. Glücklicherweise hab ich ein starkes Nervenkostüm ich hätte sonst wohl schon die Arbeit hingeschmissen.

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